Industriegebiet – der große Unterschied zum Gewerbegebiet
Emittierende Industrie
„Emittierende Industrie“ bezieht sich auf Industriezweige oder Unternehmen, die Schadstoffe, Gase oder Partikel in die Umwelt abgeben oder emittieren. Diese Emissionen können verschiedene Formen annehmen, einschließlich Luftschadstoffen, Abwässern oder anderen umweltbelastenden Substanzen. In vielen Kontexten wird der Begriff verwendet, um auf Industrien hinzuweisen, die eine potenziell negative Auswirkung auf die Umwelt haben und daher Maßnahmen zur Emissionskontrolle erfordern.
Siehe Auszug Seite 110-111 aus Regionalplan OWL 3.32_2023_textliche_festlegungen.pdf (nrw.de)
§8 Abs.1 Baunutzungsverordnung:
Gewerbegebiete:
(1) Gewerbegebiete dienen vorwiegend der Unterbringung von nicht erheblich belästigenden Gewerbebetrieben.
§9 Abs.1 Baunutzungsverordnung:
Industriegebiete:
(1) Industriegebiete dienen ausschließlich der Unterbringung von Gewerbebetrieben, und zwar vorwiegend solcher Betriebe, die in anderen Baugebieten unzulässig sind.
(Quelle: Justizministerium)
„Vom Gewerbegebiet im eigentlichen Sinne unterscheidet sich ein Industriegebiet durch die Ansiedlung von Betrieben, die ein ortsunübliches Maß an Umweltbelastung (wie Lärm, Staub, Geruch) produzieren, und darum von Wohngebieten ferngehalten werden sollen. Es ist von Wohn- und Mischgebieten (gemischte Nutzung) ausreichend abgetrennt, für Schwerverkehr und andere Infrastruktur erschlossen (z. B. Gleisanschluss), Energie, Entsorgung und mit speziellen Umweltauflagen belegt. Industriegebiete können – örtlich bedingt – noch weiteren Einschränkungen oder Erlaubnissen unterliegen…“
(Quelle: Wikipedia Deutschland 3.4.2013)
Anstelle von Handwerkern, Bürogebäuden und kleineren Fabriken in einem Gewerbegebiet können in einem Industriegebiet beispielsweise Chemiewerke, Logistikzentren, Kraftwerke oder andere Formen von Schwerindustrie angesiedelt sein.
Schädlicher für die Umwelt
Emissionen bilden den Hauptgrund dafür, dass Betriebe nicht in Gewerbegebieten angesiedelt werden dürfen, sondern ein Industriegebiet benötigen. Diese Emissionen sind nicht nur lauter, sondern können auch Luftschadstoffe und unangenehme Gerüche freisetzen. Die Auswirkungen von Lärm, Schadstoffen, Gestank und Verkehr sind nicht nur gesundheitsgefährdend für uns, sondern stellen auch eine Belastung für die Umwelt und die Landwirtschaft dar, einschließlich Obst- und Gemüseanbau im Garten.
Höhere Lärmbelästigung
In Industriegebieten ist es den Betrieben erlaubt, signifikant mehr Lärm zu verursachen – sowohl tagsüber als auch nachts beträgt der Grenzwert 70 dB(A), im Gegensatz zu 65 dB(A) bzw. 50 dB(A) in Gewerbegebieten (dabei wird eine Zunahme um 10 dB als doppelt so laut wahrgenommen). Dabei handelt es sich stets um Durchschnittswerte, wobei einzelne Geräusche noch erheblich lauter sein können.
Nachtbetrieb
Im Industriegebiet gelten nicht nur erhöhte Emissionsgrenzwerte, sondern es besteht auch die Möglichkeit eines durchgehenden 24-Stunden-Betriebs, das ganze Jahr über, 365 Tage lang. Lärm und Lastwagenverkehr kennen hier keine Ruhezeiten. Daher sind Industriegebiete in der Nacht in der Regel stark beleuchtet, was nicht nur für direkte Anwohner eine zusätzliche Belastung darstellt.
Höheres Verkehrsaufkommen
Unabhängig davon, welche Art von Produktion, Verpackung oder Lagerung im Industriegebiet stattfindet, müssen Güter gelegentlich transportiert werden, meist mit Lastwagen auf unseren Straßen. Dies führt zu erhöhtem Lärm, Abgasemissionen und einem gesteigerten Sicherheitsrisiko.
Geringere Anzahl an Arbeitsplätzen
In einem Industriegebiet ist die Anzahl der Arbeitsplätze in der Regel deutlich geringer im Vergleich zu einem Gewerbegebiet, da Maschinen, Lagerhallen und Verladeanlagen kaum noch menschliche Arbeitskraft erfordern. Zudem bieten Gewerbegebiete vielfältigere berufliche Möglichkeiten. Die Umwidmung führt daher zu einem potenziellen Verlust von Arbeitsplätzen in einem Gewerbegebiet. Dies hat auch negative Auswirkungen auf die Vermarktung des angrenzenden Gewerbegebiets. Wer würde beispielsweise eine Wäscherei oder ein Ingenieurbüro neben einer Müllverbrennungsanlage errichten wollen?
Höhere Gefahr
In Industriegebieten wird häufig mit erheblichen Mengen gefährlicher Stoffe, darunter auch giftige oder explosive Substanzen, gearbeitet. Dies birgt stets das Risiko eines Unfalls, der Anwohner im weiteren Umkreis bedrohen kann. Zudem erfordert dies eine entsprechende Vorbereitung der Rettungsdienste, was wiederum eine zusätzliche Belastung für den örtlichen Haushalt darstellen kann.
Anfällig für Krisen
Industriegebiete beherbergen in der Regel nur wenige große Unternehmen, während Gewerbegebiete aus zahlreichen kleinen Betrieben bestehen. Letztere bilden die Grundlage für eine wirtschaftliche Struktur, die als krisensicher gilt.
Höhere Kosten
Die Wasserver- und Abwasserentsorgung, Brandschutzvorkehrungen, sowie Straßenunterhalt und -reinigung im Zusammenhang mit einem Industriegebiet verursachen erhebliche Kosten für die Steuer-, Abgaben- und Gebührenzahler.